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Caroline Creek Bivvy

Caroline Creek Bivvy

Hier war es ja jetzt eine zeitlang recht ruhig, was daran lag, dass ich in der letzten Zeit keinen Zugriff auf einen Rechner hatte. Dafür gibt es jetzt die Berichte vom Harper Pass und Waiau Pass zusammen. Und leider läuft auch nicht immer alles wie gewünscht, doch lest selbst:

Sonntag 22. März
Ich erwache vom Regen, der auf das Dach der Hütte trommelt und denke „Nicht schon wieder!“. Immerhin weiß ich noch vom letzten Mal, was Regen in dieser Gegend bedeuten kann. Da es draußen dunkel ist, drehe ich mich noch einmal um und bin sofort wieder eingeschlafen.

Seit gestern bin ich, nach über 2 Wochen Pause, nun endlich wieder unterwegs. Von Greymouth aus hatte ich gut 2 Stunden benötigt, um per Anhalter zum letzten Punkt meiner Wanderung zu kommen. Mein Knie, jetzt unterstützt durch eine Bandage, bereitet mir fast keine Schmerzen mehr, nur ab und an erinnert ein kleines Zwicken, bei einer unkontrollierten Bewegung, an den Zwischenfall, der sich nicht weit von hier zugetragen hat.

Als ich das nächste Mal aufwache, ist vom Regen nichts mehr zu hören und von draußen dringt das fahle Licht, der von Wolken verhangenen Sonne durch die Fenster. Obwohl der Himmel immer noch bedeckt ist, hängen die Wolken nicht mehr ganz so tief wie am Vortag und geben heute den Blick auf die umliegenden Berge frei. Nach dem Frühstück ziehe ich Socken und Stiefel an, welche von den Flussquerungen des vergangenen Tages noch immer ganz nass sind, und mache mich an den Aufstieg zum Harper Pass. Der Pass ist mit 962 Meter zwar nicht besonders hoch, doch landschaftlich ist auch dieser Abschnitt sehr schön und auf dem Weg nach oben habe ich immer wieder einen herrlichen Blick auf das Tal, welches hinter mit liegt. Es bleibt zwar den ganzen Tag über bedeckt, aber bis auf ein paar vereinzelte Regentropfen größtenteils trocken und so erreiche ich am späten Nachmittag die nächste Hütte. Die Hütte ist mit einem Holzofen ausgestattet und kurze Zeit später knistert das Feuer, so dass der Ofen eine angenehme Wärme ausstrahlt.

Montag 23. März
Der heutige Tag dient zur Entspannung, da sich mein Körper nach der Pause erst mal wieder an die Anstrengung gewöhnen muss. Die Distanz bis zur nächsten Hütte beträgt gerade einmal 10 km, und damit lasse ich es für Heute auch gut sein. Unterwegs sollte eigentlich noch ein Bad in einem Hot Pool (natürliche Badewanne gespeist aus einer heißen Quelle) zur Entspannung beitragen, aber wie schon so oft; kaum habe ich im heißen Wasser gelegen, schwirrten schon wieder hunderte Sandflies um meinen Kopf.

Mittwoch 25. März
Nach insgesamt 5 Tagen habe ich heute den Harper Pass Treck abgeschlossen und bin in Boyle Village angekommen, wo auch schon das nächste Versorgungspaket auf mich gewartet hat. Eigentlich besteht Boyle Village nur aus einer Outdoor-Schule und ein paar Wochenendhäusern, die fast immer leer stehen, und verdient die Bezeichnung Ortschaft gar nicht. Als Alternative hätte ich auch nach Hanmer Springs trampen können, dachte aber, dass es sich dabei nur um eine der vielen langweiligen Kleinstädte in Neuseeland handelt und hatte mich für Boyle entschieden, da dies direkt am Beginn des nächsten Abschnittes liegt.

Als ich meine Unterkunft in Boyle geregelt hatte, musste ich allerdings feststellen, dass dort kein Zugriff aufs Internet möglich ist. Da ich aber nach einiger Zeit mal wieder eine Nachricht an meine Eltern schicken wollte, dass hier alles OK ist und dies sonst erstmal wieder nicht möglich wäre, bin ich doch noch kurzentschlossen ins 50 km entfernte Hanmer Springs gefahren. Nachdem ich von dort ein paar Nachrichten verschickt hatte, habe ich mich noch ganz schön geärgert, dass ich vor dem Dunkelwerden zurück muss. Denn entgegen meinen Erwartungen handelt es sich bei Hanmer Springs um einen gemütlichen Kurort mit jeder Menge Cafés und Kneipen und ich wäre zu gerne noch länger geblieben. Zurück in Boyle Village habe ich dann noch die Vorräte für max. 9 Tage im Rucksack verstaut, der damit mal wieder schön schwer geworden ist.

Donnerstag 26. März
Heute war ein Spätsommertag, wie er im Buche steht. Von der Boyle Flat Hut, welche ich gestern am frühen Nachmittag erreicht hatte, bin ich kurz nach Sonnenaufgang losgewandert, der Boden immer noch von Raureif bedeckt, die Luft kalt und klar und der Himmel strahlend blau, ohne eine einzige Wolke. Nach einiger Zeit ist die Sonne hoch genug um über die Bergrücken zu scheinen und mit der Wärme beginnt der Bodennebel aufzusteigen. Die Atmosphäre ist einfach großartig.

Nach Überquerung des Anne Saddle ist es dann auch nicht mehr weit bis zur Anne Hut, wo ich die heutige Nacht verbringen werde. Die Boyle Flat Hut und Anne Hut gehören gleichzeitig noch zu einem sehr beliebten Rundwanderweg, so dass man hier noch auf einige Wanderer trifft. Auf dem Te Araroa kommt mir jetzt eigentlich kaum noch jemand entgegen, da es für die Südinsel schon recht spät ist und die nach Süden gehenden Wanderer hier schon alle durch sind. In den letzten Tagen sind mit nur noch 2 Paare entgegen gekommenen, welche den Weg in Etappen wandern.

Freitag 27. März
Der heutige Abschnitt hatte es mit fast 30 km ganz schön in sich und irgendwie wollte ich nicht so richtig in Fahrt kommen. War gestern alles noch einfach und schön, so hatte ich heute das Gefühl, meine Gedanken werden wie der Himmel von Wolken verdunkelt. Vielleicht hat dies auch mit dem morgigen Tag zu tun, an dem mir ein sehr anstrengender Aufstieg von gut 1000 Metern auf den Waiau Pass bevorsteht, welcher eigentlich nur unter guten Bedingungen vorgenommen werden soll. Bisher hatte ich an solchen Stellen mit dem Wetter immer absolutes Glück.

Um die düstere Stimmung zu vertreiben, hatte ich heute etwas gemacht, was ich vorher auf Wanderungen noch nie gemacht habe, nämlich Musik gehört. Und so hat sich nach und nach meine Stimmung wieder gebessert und ich schaue den morgigen Tag wieder mit Optimismus entgegen.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit, die Tage werde hier jetzt immer kürzer, bin ich am Caroline Creek Bivvy angekommen, einer Notunterkunft bei schlechtem Wetter. Da es kurz vorher zu regnen angefangen hatte, wollte ich mein Zelt eigentlich nicht mehr aufbauen und habe mich in der Biwakschachtel eingerichtet. Schwerer Fehler! Die beiden Schlafstätten sind mit Stoff bespannt, der in der Mitte total durchhängt, so dass man eigentlich nicht drin liegen kann. Außerdem wohnen hier einige Mäuse, wie eigentlich in fast jeder Hütte, und überall liegt deren Kot rum. Bin mal gespannt, wie die Nacht wird.

Samstag 28. März
Ich habe schon lange nicht mehr so schlecht geschlafen und fühle mich wie gerädert. Der Regen hat leider nicht mehr aufgehört, aber trotz allem begebe ich mich erst mal auf den Weg. Bis zum Beginn des Aufstiegs ist es noch gut eine Stunde zu wandern und bis dahin kann ja noch viel passieren.

Allerdings wird der Regen stärker und die Wolken kommen immer tiefer, so dass auch die Sicht schlecht wird. Da es auf den nassen Steinen sehr rutschig ist, kommt ein Aufstieg heute für mich nicht mehr in Frage und so muss schnell eine Entscheidung her. Eine weitere Nacht in der Biwakschachtel steht nicht zur Debatte und bei der ungewissen Wetterentwicklung mag ich auch nicht im Zelt ausharren. Von daher habe ich mich zum ersten Mal auf der Wanderung entschlossen, eine Etappe abzubrechen und lieber wieder umzukehren. Die Entscheidung fällt mit zwar nicht leicht, aber ich möchte auch kein unnötiges Risiko eingehen und so begebe ich mich wieder auf den Weg zurück. Auch dies gehört zum Wandern.

Allerdings gehe ich nicht zurück zur Anne Hut, sondern biege unterwegs rechts ab und befinde mich somit auf dem anderen Abschnitt des Rundwanderweges. Der Regen legt unterwegs noch kräftig zu, so dass ich bei der Christopher Hut total durchnässt ankomme. Zum Glück gibt es auch in dieser Hütte einen Ofen und kurze Zeit später ist die Hütte schön warm und ich hänge meine nassen Sachen zum trocknen auf.

Mittwoch 1. April
Nach 3 weiteren Tagen auf dem Rundwanderweg bin ich heute in Hanmer Springs angekommen und gönne mir hier eine kurze Auszeit, in der ich auch der Therme einen Besuch abstatten werde. Von den 3 Tagen waren 2 weitere auch noch sehr verregnet, was mir die Entscheidung umzukehren im nachhinein noch etwas leichter gemacht hat.

Wie es von hier aus jetzt weiter geht ist erst mal noch offen, zumal sich einiges in meiner groben Planung geändert hat. Doch dazu beim nächsten Mal mehr.

Aktuelle Bilder gibt’s hier (bzw für Mac-Besitzer hier drücken)

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