Babette hatte seit längerem eine 3-wöchige Tour mit ihrem Hausboot „FANNY“ geplant und mich eingeladen, sie für eine Woche zu begleiten. Schon vorher waren wir zusammen ab und an, mit dem 10 Meter langen Narrow-Boat (englisches Kanal-Boot), unterwegs, oder Babette hatte mir die „FANNY “ für so manche Tour ausgeliehen. Schnell hatten wir uns also auf einen Termin für die Abfahrt geeinigt und für Freitag, den 10. Juli, verabredet.
Wie verabredet stehe ich Freitag früh im Hafen, um zusammen mit Babette die notwendigen Einkäufe zu erledigen. Begrüßt werde ich allerdings mit der Frage, ob ich etwas gegen eine Planänderung einzuwenden hätte, denn Babette ist urplötzlich eingefallen, dass sie doch ganz gerne zum Hafenfest am Samstag gehen möchte. Und da ich momentan noch genügend freie Zeit habe, verschieben wir die Abfahrt auf Sonntag. Meine Sachen bringen wir allerdings schon an Bord und besorgen auch noch einige Lebensmittel, bevor ich wieder nach Hause fahre.
Samstag abend bin ich wieder zurück am Hafen und zusammen mit Babette und Nadine, die uns am Sonntag bei der Fahrt durch Berlin begleiten wird, lassen wir es uns am Buffet gut gehen. Eigentlich wollte auch Dana noch mit dabei sein, doch sie hatte sich entschlossen, erst am nächsten Morgen an Bord zu kommen. Die Party war trotz Coverband recht lustig und selbst der grottenschlechte DJ konnte die gute Laune nicht bremsen, woran eventuell auch das ein oder andere Glas Wein nicht ganz unschuldig war. Ein kleiner Abstecher mit einem der Hafenboote in die Rummelsburger Bucht, war auch sehr schön, konnten wir doch immerhin den Sonnenuntergang über Berlin, vom Wasser aus betrachten. Den Sonnenaufgang hingegen haben wir uns vom Dach der „FANNY“ angeschaut.
Der nächste Tag beginnt viel zu früh und mit einem leicht dumpfen Gefühl, irgendwo hinten im Kopf 🙂 Dana erscheint pünktlich zum Frühstück und zu viert geht es quer durch Berlin. Da es auf dem Spreekanal, entlang des Bundestages und den Sehenswürdigkeiten, mit all den Fahrgastschiffen, sehr stressig werden kann, haben wir uns für den ruhigeren Landwehrkanal entschlossen. Gleich bei unserer ersten Schleuse (Oberschleuse) haben wir das Glück, dass diese gerade öffnete und uns somit die Wartezeit erspart bleibt. Weiter geht es über den Urbanhafen, die Unterschleuse, hinter welcher man wieder auf die Spree stößt, dann die Schleuse Charlottenburg bis zur Schleuse Spandau. Da wir mit der „FANNY“ recht ruhig unterwegs sind, im Schnitt nur 5 km/h, bleibt unterwegs jede Menge Zeit zum erzählen, Gegend anschauen und es sich einfach nur gut gehen zu lassen. Über den Spandauer See geht es dann noch weiter bis zum Nieder Neuendorfer See, wo uns Dana und Nadine, nach einem gemeinsamen Abendbrot, leider verlassen müssen. War jedenfalls ein echt schöner Tag mit den Beiden an Bord. Wir hingegen haben in einer kleinen Bucht den Anker geworfen und es uns gemütlich gemacht.
Montag früh geht es, nach einem kurzen Bad im See, direkt auf den Oder-Havel-Kanal Richtung Norden, vorbei an jeder Menge Industrieanlagen. Anfangs ist die Umgebung nicht besonders schön, aber je weiter wir aus der Stadt raus fahren, umso mehr tritt die Natur in den Vordergrund. In Oranienburg legen wir für ca. 2 Stunden im Hafen an und bummeln noch ein wenig durch die Ortschaft, bevor es auf den Lehnitzsee geht. Es ist schon fast 17:00 Uhr und eigentlich wollen wir hier Ankern, da der Kanal hinter der Schleuse Lehnitz nur wenige Möglichkeiten zum Festmachen bietet und der nächste Hafen noch mehrere Stunden entfernt ist. Allerdings erfahren wir von einem bei der Schleuse liegenden Skipper, dass diese in Kürze öffnen wird und diese Gelegenheit wollen wir uns nicht entgehen lassen. Die Schleuse Lehnitz dient nämlich vorwiegend der Berufsschifffahrt und für Sportboote können sich schon mal Wartezeiten von 2 Stunden ergeben, bevor sie die Möglichkeit zur Weiterfahrt bekommen. Mit ihren über 130 Metern Länge, 12 Metern Breite und 6 Metern Hub, ist die Lehnitzschleuse schon ein echtes Highlight am heutigen Tag, zumal wir sie uns nur mit einem weiteren Boot teilen müssen. Das Hochschleusen dauert eine gefühlte Ewigkeit und durch das in die Kammer einströmende Wasser, müssen wir gut auf das Boot acht geben. Nach der Schleuse fahren wir noch gute 1,5 Stunden in die Abenddämmerung, bis wir einen Bootsanleger finden, an dem wir die „FANNY“ festmachen können.
Am nächsten Morgen werden wir schon früh durch vorbeifahrende Schiffe geweckt und sind gegen 7:00 Uhr bereits wieder unterwegs. Kurze Zeit nach dem Aufbruch, verlassen wir den Oder-Havel-Kanal, biegen in den Malzer Kanal ein und wenig später in den Vosskanal, welcher parallel zur Havel verläuft. Obwohl es eigentlich Hochsommer sein sollte, stehen wir die meiste Zeit, bei gerade mal 15ºC, in vollem Ölzeug an der Ruderpinne und lassen uns Wind und Regen ins Gesicht wehen. Doch die Landschaft hier ist einfach herrlich und so macht uns auch das schlechte Wetter nicht viel aus. Am frühen Nachmittag legen wir in Zehdenick, vor einer Schleuse mit Zugbrücke, an und füllen im Ort unsere Vorräte auf, bevor es auf der Havel weiter geht. Nach einigen Kilometern biegen wir über den Wentowkanal ab zum Großen Wentowsee, wo wir für zwei Nächte vor Anker liegen werden. Da es außer Lesen und faul in der Sonne liegen (das Wetter hat sich gebessert) auf einem Boot immer was zu tun gibt, wird uns auch der kommende Tag nicht langweilig. So darf ich mich zum Beispiel darin üben, Tauenden mit Taklingen zu versehen.
Nach unserem Abstecher in die Wentower Gewässer, sind wir auch heute nur kurz auf der Havel unterwegs. Diesmal geht es schon nach kurzer Zeit in die Templiner Gewässer und hinter dem Kuhwall See wartet die älteste, in Deutschland noch von Hand betriebene Schleuse auf uns. Über den Großen Lankesee und Röddelinsee tuckern wir weiter bis nach Templin, wo wir das erste Mal zum Übernachten in einem Hafen einlaufen. Allerdings bereuen wir dies recht schnell, ist doch Templin nicht besonders sehenswert und die Hafenbetreiber alles andere als freundlich.
Morgens in Templin fragen wir uns, was uns eigentlich dazu getrieben hatte, eine Nacht im Hafen zu bleiben und beschließen, die weiteren Tage wieder zu Ankern. Macht eh mehr Spaß, ist man doch näher an der Natur. Da auch dieser Tag wieder sehr schön zu werden verspricht, fahren wir nur knapp eine Stunde bis zum Fährsee und nutzen den restlichen Tag zum Baden und weiteren Arbeiten am Boot.
Da wir uns für Samstag Abend mit Nadine in Bredereiche verabredet haben, geht es ohne große Unterbrechungen zurück zur Havel, der wir für den Rest des Tages folgen. Diese fließt schon seit Zehdenick in ihrem natürlichen Bett und statt gerader Wasserstraßen, geht es auf einem gewundenen Fluss entlang. An der Natur links und rechts können wir uns kaum satt sehen. Bei der Schleuse Regow halten wir noch kurz, um uns auf dem Capriolenhof mit frischem Ziegenkäse einzudecken. Eigentlich lädt der Hof zu einer längeren Pause ein, aber wir sind ja verabredet und es warten noch ein paar Kilometer und 2 Schleusen auf uns. In Bredereiche steigt dann wie verabredet Nadine wieder mit an Bord und zu dritt fahren wir noch ca. eine Stunde bis zum Stolpsee, wo wir uns eine, vor dem Wind geschützte kleine Bucht suchen. Wieder klingt ein sehr schöner Tag langsam aus, diesmal jedoch zu dritt und dem Beobachten von Sternschnuppen an Deck liegend.
Der Sonntag führt uns in das nur 2 Stunden entfernte Fürstenberg, welches wir kurz vor einem sehr heftigen Regen anlaufen. Und da es bis zum Nachmittag nicht aufhören will zu regnen, beschließen wir, einfach unter Deck zu bleiben und zu faulenzen. Also ein richtig schöner Sonntag 🙂 Nachmittags geht es bei leichtem Nieselregen wieder zurück nach Bredereiche, wo Nadines Auto steht und mit ihr fahre ich zurück nach Berlin. Somit geht für mich eine wunderschöne Woche auf der Havel zu Ende und Babette fährt vorerst alleine weiter.